Lebendiges Beispiel aus dem Praktikum «12 Schritte zum Ziel» — Übung «Leerer Stuhl»

stuhl

Eine der Teilnehmerinnen des Praktikums hatte diese Übung lange hinausgezögert. Sie sagte:

„Ich weiß nicht, worüber ich reden soll. Bei mir ist schon alles in Ordnung… na ja, fast…“

Aber am Tag 2, als wir mit den Einschränkungen arbeiteten, schrieb sie endlich im Chat:

„Ich weiß, was mich zurückhält. Es ist keine Angst. Es ist Schuld. Und sie ist immer mit meiner Mutter verbunden. Es scheint, als hätte ich kein Recht, anders zu leben, als sie es wollte.“

Schritt 1: Bestimmung des Teils, mit dem sie sprechen möchte
Wir haben gemeinsam festgestellt, dass ihr „Schmerzpunkt“ das innere Bild ihrer Mutter ist, das in ihr lebt und ihr täglich vorschreibt:
„Hebe dich nicht hervor.“
„Verliere mich nicht.“
„Beschäftige dich mit etwas Ernstem.“
„Mit wem hast du dich selbst vorgestellt?“

Und obwohl ihre Mutter bereits gestorben war, waren diese Sätze lebendig und laut.

Schritt 2: Beginn des Dialogs
Wir stellten den leeren Stuhl auf. Sie konnte ihn lange nicht ansehen.

„Ich habe dir schon vergeben… aber ich kann nicht aufhören, nach ihrem Drehbuch zu leben. Ich lehre meine Kinder, wie es sein sollte, aber ich erlaube mir nicht, glücklich zu sein.“

Ich fragte:

„Was möchtest du ihr sagen, aber hast es nie laut gesagt?“
„Was willst du nicht mehr von diesem Bild hören?“
„Wie sieht diese Mutter auf dem Stuhl aus? Deine echte Mutter oder ihr Bild?“

Nach einer kurzen Pause flüsterte sie:

„Mama, ich bin am Leben. Ich möchte mein eigenes Leben leben. Du warst stark. Aber ich bin anders. Ich möchte nicht alles tragen, um zu beweisen, dass ich eine gute Tochter bin. Ich möchte einfach ich selbst sein.“

Und sie weinte.

Schritt 3: Positionswechsel — Gespräch im Namen der Mutter
Ich schlug vor:

„Setz dich jetzt auf diesen Stuhl. Werde für einen Moment die Mutter. Und sag alles, was sie dir ehrlich antworten würde — mit Liebe oder sogar Kontrolle, wie es sich anfühlt.“

Sie setzte sich. Sie veränderte sich. Verschloss ihre Arme. Ihre Stimme wurde härter:

„Ich wollte nicht, dass du Fehler machst. Ich wollte nicht, dass du leidest. Vielleicht habe ich übertrieben. Aber ich hatte Angst. Für dich. Für mich. Ich wusste nicht, wie ich sanft sein sollte.“

Und dann änderte sich die Stimme:

„Ich will dich nicht länger festhalten. Du bist nicht mein Abbild. Und ich führe nicht mehr. Lebe.“

Schritt 4: Integration. Wieder auf den eigenen Stuhl setzen
Sie setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Es gab viel Stille. Dann sagte sie:

„Es scheint, als hätte ich zum ersten Mal gehört, dass es mir erlaubt ist. Nicht um Entschuldigung zu bitten. Nicht zu beweisen. Einfach zu leben.“

Ich fragte:

„Was hat sich nach diesem Gespräch verändert?“
„Bist du bereit, ihre Stimme nicht mehr in jede Entscheidung zu tragen?“
„Was wird dein nächster Schritt als LEBENDIGE Version von dir selbst, nicht als Tochter, sein?“

Ergebnis
Sie sagte:

„Zum ersten Mal seit Jahren wollte ich etwas tun — nicht aus Pflicht, sondern aus Wunsch. Ich möchte ein Ticket in die Karpaten kaufen. Allein. Ohne jemand. Einfach atmen. Ich kann es.“

Und eine Woche später postete sie im Chat ein Foto aus den Bergen:

„Ich atme. Und ich denke nicht, dass es „falsch“ ist. Zum ersten Mal — nicht das Leben meiner Mutter. Meins.“

Und das ist das Ziel dieser Übung.
Es ist kein Drama. Es ist die Rückkehr zu sich selbst. Durch das wichtigste Gespräch. Und der erste, wichtige Schritt.

1 комментарий к “Lebendiges Beispiel aus dem Praktikum «12 Schritte zum Ziel» — Übung «Leerer Stuhl»”

  1. Уведомление: Leerer Stuhl, oder Wie man mit dem spricht, der schon lange in deinem Kopf lebt — Khlibovych Oleksandr

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